Istanbuler nennen sie liebevoll den „versunkenen Palast“. Von allen Sehenswürdigkeiten, die Istanbul zu bieten hat, ist die Basilika-Zisterne eine der geheimnisvollsten. Im Grunde ist sie nichts anderes als ein unterirdischer Speicher für Trinkwasser. Aber mit den unzähligen Säulen, die sich majestätisch aus dem Wasser erheben, gleicht das Bauwerk mehr einem Palast als einem Wasserspeicher.
Eine “Zisterne” ist ein unterirdischer Wasserspeicher. Und für viele ist die Basilika-Zisterne die Mutter aller Zisternen. Für Jahrhunderte wurde sie als Trinkwasserspeicher des kaiserlichen Palastes genutzt. Später wurde sie ihrem Schicksal überlassen und verfiel. Nach einer aufwendigen Instandsetzung ist die Basilika-Zisterne heute als Museum für jeden zugänglich. Und nicht umsonst ist sie eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Istanbuls! Du hast keine Angst vor der Dunkelheit? Dann tritt ein in den versunkenen Palast.
Eine abgrundtiefe Geschichte
Zunächst nochmal zum Begriff: Eine Zisterne ist ein unterirdischer Wasserspeicher für Trink- und Nutzwasser. Die alten Römer (und später die Byzantiner) bauten solche Anlagen, um Wasser für den täglichen Bedarf zu speichern. Mit einem aufwendigen System von Wasserleitungen brachten sie ihr Wasser von weither in die Stadt und speicherten sie in solchen unterirdischen Depots.
“Mehr als 150 Wasserspeicher hatte das alte Istanbul. Die Basilika-Zisterne ist die größte.”
Das Wasser der Basilika-Zisterne kam aus dem Belgrader Wald im Norden der Stadt. Damit wurde die Wasserversorgung des Kaiserhofes sichergestellt. Für die Byzantiner waren die Zisternen aber auch aus strategischer Hinsicht wichtig. Die Stadt wurde oft von feindlichen Truppen belagert und war dann von der Wasserversorgung abgeschnitten. In solch einem Belagerungsfall wurde die Bevölkerung aus diesen Speichern mit Wasser versorgt. Mehr als 150 solcher Reservoirs soll es im alten Istanbul gegeben haben. Aber was macht die Basilika-Zisterne so besonders?
Die Basilika-Zisterne ist ein spätantikes Bauwerk aus dem 6. Jahrhundert n.Chr. Sie wurde im Jahr 532 unter Kaiser Justinian als Wasserspeicher für den großen Palast gebaut. Sie liegt daher direkt neben der Hagia Sophia. Damals stand hier auch der Kaiserpalast. Ihr Name rührt daher, dass über ihr eine Basilika stand. Eine Basilika war eine große Halle, in der die Römer und Byzantiner Versammlungen hielten oder als Markthalle nutzten.
In osmanischer Zeit wurde die Zisterne einige Zeit weiterverwendet, dann aber stillgelegt. Da im islamischen Glauben die Benutzung von stehendem Wasser nicht gern gesehen ist, bauten die Osmanen ihre eigene Wasserversorgung. Das Wasser wurde dann ebenfalls aus den umliegenden Wäldern herangeschafft, aber ohne Zwischenspeicherung in der Zisterne direkt an den Brunnen ausgegeben. Die Basilika-Zisterne nutzten die Osmanen nur noch für die Bewässerung der Gärten im Topkapi-Palast.
Im Laufe seiner 1500-jährigen Geschichte wurde die Basilika-Zisterne mehrfach repariert und erneuert. 1987 wurde sie schließlich als Museum eröffnet. Hierzu baute die Stadt Laufstege zwischen die Säulen, auf denen man heute noch geht. Zuletzt wurde das Bauwerk 1994 restauriert und gereinigt.
Die Basilika-Zisterne ist mit ihrer mystischen Atmosphäre ein beeindruckender Ort. Es verwundert daher nicht, dass sie auch in zahlreichen Filmen und Büchern als Handlungsort auftaucht. Den bekanntesten Auftritt hat die Zisterne im James Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau. In Dan Browns Roman Inferno spielt der Ort ebenfalls eine wichtige Rolle. Im populären Videospiel Assassin‘s Creed Revelations begibt sich der Spieler selbst in die Tiefen der Zisterne.
Unterirdische Architektur
Um zur Zisterne zu kommen, steigst du eine Treppe hinunter. Unten angekommen wirst du von einem schier endlosen Säulenwald empfangen. Unzählige antike Säulen reihen sich scheinbar endlos aneinander. Die komplett unterirdische Zisterne steht auf einem rechteckigen Grundriss von 140 Meter Länge und 70 Meter Breite. Mit einem gigantischen Fassungsvermögen von 80.000 m³ gehörte sie zu den größten ihrer Zeit. Die Wände und der Boden der Zisterne sind so massiv gebaut, dass kein Wasser ein-oder ausdringen kann. So verhinderten die Byzantiner, dass das Wasser verunreinigt werden konnte.
“Insgesamt 336 Säulen erheben sich majestätisch aus dem Wasser. Damit gleicht die Zisterne mehr einem Palast.”
In zwölf Reihen stehen insgesamt 336 Säulen. Beim Bau der Zisterne wurden viele Teile aus älteren Bauwerken verbaut, sogenannte Spolien. Die acht Meter hohen Säulen stammen daher von anderen Gebäuden und wurden hier wiederverwendet. Beim Bau war es einfacher, bestehende Säulen hierherzubringen und zu verbauen als neue herzustellen. Aus diesem Grund sind die Säulen alle sehr unterschiedlich. Sie haben verschiedene Formen und Farben. Einige bestehen aus einem einzigen Stück. Andere sind aus zwei Teilen zusammengesetzt. Auch die Säulenköpfe, die sogenannten Kapitelle, sind verschiedenartig. Manche sind korinthisch, andere dorisch.
In den 1950er Jahren wurden einige der Säulen mit dickem Beton ummauert, um den Einsturz des Daches zu verhindern. Das war sicher notwendig. Die dicken Betonsäulen passen aber nicht so ganz ins Bild. Trotz aller Unterschiedlichkeit wirkt die Säulenhalle aber einheitlich wie ein großes Ganzes.
Ein besonderes Highlight sind die beiden Köpfe der Medusa im hinteren Teil der Zisterne. Auch sie stammen aus anderen Bauten und wurden hier „recycelt“. Woher diese kommen und wieso sie hier eingebaut wurden ist nicht bekannt. Um sie ranken sich einige spannende Legenden. Dazu unten mehr.
Tipps für deinen Besuch
Neben der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und dem Topkapi-Palast ist die Basilika-Zisterne eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Besonderheit dieses Ortes ist ihre unheimliche und zugleich faszinierende Atmosphäre. Über Lautsprecher dringt leise klassische Musik, um die mysteriöse Atmosphäre noch zu verstärken. Hin und wieder finden auch ganze Konzerte in der Zisterne statt. Falls du eine dieser begehrten Veranstaltungen besuchen willst, solltest du dich am besten vor Ort über die Zeiten informieren.
Neben der stimmungsvollen Säulenhalle solltest du es nicht versäumen, die Medusenköpfe zu sehen. Sie stehen im hinteren Teil der Zisterne. In der griechischen Mythologie war Medusa ein Ungeheuer, die unter der Erde lebte. Ihr Blick konnte den Betrachter versteinern. Die Byzantiner glaubten, dass Medusa den Ort schützte. Sie wachte als abschreckende Beschützerin über die Zisterne.
Einer anderen Erzählung nach war Medusa in Perseus, den Sohn von Zeus, verliebt. Die eifersüchtige Athena, die Perseus ebenfalls begehrte, verhexte Medusa. Ihre Haare verwandelten sich daraufhin in Schlangen. Der Zauber wirkte. Jeder, der Medusa anschaute, erstarrte sofort zu Stein. Der nicht gerade romantische Perseus schlug seiner Verehrerin kurzerhand den Kopf ab und verwendete ihn als Waffe gegen seine Feinde. Irgendwie wünscht man sich, dass Perseus selbst einmal versehentlich den Kopf anschaute. Die Byzantiner jedenfalls bewiesen etwas mehr Feingefühl. Sie verbauten den Kopf umgekehrt bzw. seitlich, um den Betrachter nicht zu versteinern.
Eine andere Besonderheit der Basilika-Zisterne ist die sogenannte Weinende Säule. Sie ist mit eigenartigen Verzierungen versehen, die an Tränen erinnern. Angeblich sollte damit der vielen Bauarbeiter und Sklaven gedacht werden, die beim Bau der Zisterne starben. Wer auf diese Idee gekommen sein könnte, ist fraglich. Den Kaiser dürften die Verluste an Sklaven nicht besonders gekümmert haben.
Wenn du in der Zisterne umhergehst, fallen dir neben den farbenfrohen Fischen im Wasser (ja es gibt Fische hier) sicher auch die vielen Münzen auf, die auf dem Grund liegen. Die Besucher werfen Münzen ins Wasser, um sich dabei etwas zu wünschen.
Wenn du dein Geld aber nicht gleich ins Wasser schmeißen willst, gibt es auch dafür eine Alternative. Gegen einen kleinen Obolus von 15 TL (ca. 2€) kannst du dich im Sultan-Kostüm fotografieren lassen. Das ist eine einmalige Gelegenheit, um deinen Aufenthalt in der Zisterne zu bereichern. Ich versichere dir, dass du dich dabei sehr amüsieren wirst.
Ein Abstecher in die Basilika-Zisterne sollte zu deinem Pflichtprogramm gehören, wenn du Istanbul besuchst. Nicht umsonst finden sich hier auch immer wieder prominente Besucher und Staatsgäste ein. Lass dir diesen geheimnisvollen Ort also nicht entgehen. Ob du die Zisterne anschließend wie die Türken einen „Palast“ oder einfach ganz nüchtern „Wasserdepot“ nennst, bleibt natürlich dir überlassen. Finde es heraus.
Absolute Highlights – Basilika-Zisterne
- Die faszinierende Atmosphäre der unterirdischen Zisterne mit einem Wald aus 336 Säulen
- Das beiden Medusenköpfe im hinteren Teil der Zisterne
- Die Weinende Säule, angeblich aufgestellt im Andenken an die verstorbenen Bauarbeiter
- Die Möglichkeit, dich im Sultan-Kostüm fotografieren zu lassen
Umgebung
Die Basilika-Zisterne befindet sich am Sultanahmet-Platz und damit im touristischen Zentrum Istanbuls. Sie steht inmitten der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Hagia Sophia, Blaue Moschee und das Hippodrom sind in fußläufiger Entfernung. Auch der Große Basar und die Galatabrücke sind nur etwa 10 Gehminuten entfernt.
Du kannst deinen Besuch in der Zisterne daher super mit der Besichtigung von anderen Sehenswürdigkeiten verbinden. In der Umgebung gibt es zudem eine schier unübersichtliche Anzahl an Restaurants und Cafés. Für das leibliche Wohl ist also ebenfalls gesorgt. Nach dem Besuch der Zisterne kannst du in einem der Restaurants wieder Kräfte sammeln und dabei das quirlige Treiben der Menschen beobachten.
Anfahrt
In der Tabelle unten sind die Möglichkeiten aufgeführt, wie du zu dem oben beschriebenen Ort kommst. Du kannst dir vor deiner Reise eine ÖPNV-Karte von Istanbul herunterladen. Wenn du vorhast, die öffentlichen Verkehrsmittel in Istanbul oft zu nutzen, empfehle ich, vor Ort eine Istanbulkart zu kaufen. Mit ihr sparst du bei jeder Fahrt im Verkehrsnetz der Stadt. Ich arbeite an einer Zusammenstellung der wichtigsten ÖPNV-Apps für Istanbul. Wenn ich damit fertig bin, werde ich die Links hier zur Verfügung stellen.
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Wie du zur Basilika Zisterne kommst
Adresse und Kontaktdaten
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Öffnungszeiten der Basilika-Zisterne
Die Basilika-Zisterne hat täglich geöffnet. An religiösen Feiertagen öffnet das Museum ab 13:00 Uhr.
Täglich von | 9:00 – 17:30 Uhr |
Eintrittspreise
Der reguläre Eintritt kostet 10 TL.Wenn du einen Schüler- oder Studentenausweiß dabei hast, kommst du zum halben Preis rein. Ansonsten zahlt man als Tourist ohne türkischen Pass 20 TL.Die Museumskarte ist in der Basilika-Zisterne leider nicht gültig. Es gibt keinen Online-Verkauf. Tickets müssen vor Ort erworben werden.
Erwachsene | 10 Türkische Lira (ca. 2 €) |
Ermäßigter Eintritt (Studenten) | 5 Türkische Lira (ca. 1 €) |
Ausländische Besucher | 20 Türkische Lira (ca. 4 €) |
Museumskarte nicht gültig |
Fotos
Besuche doch mal meinen Account auf Instagram. Dort findest du zahlreiche weitere Fotos und Infos zu Istanbul. Auf YouTube lade ich außerdem Videos zu dem Thema hoch. Momentan arbeite ich an der Fertigstellung einer Fotodatenbank zu der Stadt. Wenn sie fertig ist, erscheint hier ein Link dazu.
Sag deine Meinung
Hast du die Basilika-Zisterne schon mal selbst besucht? Du hast Tipps oder möchtest deine Erfahrung teilen? Oder dir ist etwas aufgefallen, was ich nicht erwähnt habe? Ich freue mich über Kommentare und Anregungen!
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