Die Geschichte Istanbuls reicht weit in die Vergangenheit zurück. Es wird angenommen, dass die erste Besiedlung im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen hat. Viele historische Gebäude haben sich nicht erhalten. Oder ihre Überreste liegen nur noch unterirdisch. So auch das Hippodrom, also die antike Pferderennbahn. Einiges davon kann man aber noch oberirdisch sehen.
Der heutige Sultanahmet-Platz war in byzantinischer Zeit als Hippodrom bekannt. Aufgrund der Tatsache, dass hier Pferderennen stattfanden, wurde der Platz in osmanischer Zeit auch “Pferderennplatz” genannt. Tausende von Besuchern kommen jedes Jahr zum Sultanahmet-Platz. Viele sind sich jedoch der jahrtausendealten Geschichte unter den Steinen, auf die sie treten, nicht bewusst. Deshalb will ich in diesem Artikel die wichtigsten Informationen über dieses historische Gebäude teilen.
Die unheimliche Geschichte des Hippodroms
Das Hippodrom wurde 203 n. Chr. Gebaut. Zu dieser Zeit hieß Istanbul noch Byzantium. Ungefähr 100 Jahre später, zu Beginn des 3. Jahrhunderts, wurde Istanbul zur Hauptstadt Roms erklärt. Das Verwaltungspersonal und die Schätze des Römischen Reiches wurden hierher gebracht. Natürlich musste die Hauptstadt schön sein, um zum Römischen Reich zu passen. Aus diesem Grund initiierte Konstantin der Große viele Baumaßnahmen. Eine dieser Bauwerke war das Hippodrom. Das neue Hippodrom sollte so großartig sein wie die alte Pferderennbahn in Rom. Als die Arbeiten erledigt waren, entstand ein riesiges Hippodrom für 100.000 Menschen!
Die Tradition des Hippodroms war bei den Römern weit verbreitet. Der Kaiser nahm ebenfalls an den hier abgehaltenen Zeremonien teil. Damit wurde die Integration des Kaisers und des Volkes erreicht. Es wurde auch als Propagandagebiet genutzt, in dem der Staat seine politische Macht demonstrierte.
Auf der Pferderennbahn von Istanbul fanden viele Veranstaltungen und Zeremonien statt, insbesondere Pferderennen. Der Erzählung nach kämpften in den frühen Tagen hier auch Gladiatoren. Die Hauptfunktion des Hippodroms war jedoch die Abhaltung von Pferderennen. Hier wurden jeden Tag Pferderennen mit Streitwagen veranstaltet. Auch in osmanischer Zeit wurde die Tradition von Pferderennen fortgeführt. Der Platz hieß dann „At Meydani“ (Platz der Pferde). In moderner Zeit ging diese Funktion verloren.
Das Hippodrom hat aber eine unheimliche Geschichte. Ein tragisches Ereignis fand im Jahr 532 statt. Damals versammeln sich Zehntausende auf dem Hippodrom zu einem gewöhnlichen Pferderennen. Die Öffentlichkeit war jedoch seit langem mit den Machthabern unzufrieden. Nach dem Pferderennen leeren sich die Tribünen daher nicht. Stattdessen werden protestieren die Menschen gegen die Regierenden. Die Proteste setzen sich bis Mitternacht fort. Zudem finden überall in der Stadt Plünderungen statt. Die Revolte dauert an und immer mehr Menschen schließen sich dem Aufstand an. Zunächst sind die Proteste friedlich, doch das ändert sich schnell.
Die Leute wollen Kaiser Justinian, mit dem sie unzufrieden sind, stürzen und durch jemand anderen ersetzen. Daraufhin befiehlt Kaiser Justinian die blutige Unterdrückung des Aufstands. Zehntausende von Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Hippodrom warten, werden von Soldaten umgeben. Die Soldaten greifen erbarmungslos durch. Unzählige Menschen werden getötet. Später wird erzählt, dass alle Tribünen und Flächen des Hippodroms mit Blut bemalt sind. An diesem Tag werden rund 30.000 Menschen auf dem Hippodrom massakriert. Es wird auch gemunkelt, dass der Kaiser ihre Leichen auf dem Boden des Hippodroms begraben lässt, um ein Zeichen zu setzen.
Bis zum Jahr 1204 fanden im Hippodrom majestätische Zeremonien und Rennen statt. Die Stadt wurde jedoch 1204 von den Kreuzfahrern besetzt. Bei der sogenannten lateinischen Invasion wurden viele Menschen in der Stadt massakriert und zahlreiche Kunstwerke zerstört. Die Kreuzfahrer plünderten viele wertvolle Gegenstände in der Stadt und brachten sie nach Italien. Viele Gebäude wurden mutwillig zerstört. Die berühmten bronzenen “Quadriga-Pferde”, die in der Kirche San Marco in Venedig ausgestellt sind, wurden während dieser Invasion aus Istanbul entführt.
Auch das Hippodrom wurde in dieser Zeit stark beschädigt. Viele Teile der Rennstrecke wurden zerstört und wertvolle Gegenstände entwendet. Nach dieser Invasion konnte sich die Stadt bis zur Eroberung Istanbuls nicht erholen und entfernte sich von ihren glorreichen Tagen.
Die Architektur des Hippodroms
Das Hippodrom wurde in Form eines Hufeisens gebaut. Die Breite betrug 117 Meter, die Länge 480 Meter. Um diese riesige Größe greifbar zu machen, müssen wir ungefähr 6 Fußballfelder aneinander reihen. Bei voller Kapazität fasste das Hippodrom 100.000 Menschen. In der Mitte der Pferderennbahn befand sich die sogenannte Spina. Hier standen Denkmäler, die aus vielen Teilen des Reiches stammten. Mit diesen Denkmälern wurde auch die Macht des Reiches demonstriert.
An einem Ende des Hippodroms liegt der sogenannte Sphendon, die ovale Seite der Pferderennbahn. Das ist auch der einzige Abschnitt, der sich bis heute erhalten hat. Er steht noch als gewaltige Konstruktion mitten in der Stadt. Man kann den ovalen Sphendon auf der Nakilbent Sokak von der Rückseite besichtigen. Die Wände sind hier fast 20 Meter hoch und sehr beeindruckend. Die Tribünen auf der Innenseite haben sich nicht mehr erhalten, da der Boden der Rennstrecke bis heute angestiegen ist. Auf der Nakilbent Sokak kannst du das Hippodrom am besten verstehen und vor deinen Augen visualisieren.
Auf dem Sphendon steht heute eine Schule. Die Türen und Fenster des Sphendon wurden in späterer Zeit vermauert und verschlossen. Trotz zweitausend jähriger Geschichte steht das Bauwerk felsenfest. Auch das Innere des Gebäudes ist bis heute erhalten. Die Korridore und Räume sind als unterirdische Korridore erhalten. Da diese Korridore und Räume heute mit Wasser gefüllt sind, können Sie leider nicht besichtigt werden. Es ist verboten, das Innere des Gebäudes zu betreten. Du kannst das Gebäude daher nur von der Außenseite betrachten. Lediglich Wissenschaftler haben die Genehmigung, das Innere des Sphendon zu betreten.
Auf der anderen Seite des Hippodroms befanden sich vier Bronzepferdeskulpturen. Sie wurden während des Vierten Kreuzzugs aus Istanbul gestohlen und nach Venedig gebracht. Dort sind sie heute ausgestellt.
Eine weitere Besonderheit des Hippodroms war die Spina. Die Spina war eine Wand, die das Hippodrom in der Mitte in zwei Bahnen teilte. Die Spina hatte eine gewisse Höhe. Auf diese Weise wurde das Publikum auf der Tribüne des Hippodroms daran gehindert, das Rennen auf der jeweils gegenüberliegenden Bahn zu verfolgen. Das Publikum sollte neugierig gemacht werden, bis die Pferde an ihre Seite kamen. Gleichzeitig wurden auf der Spina Denkmäler aus verschiedenen Teilen des Reiches aufgestellt. So wurde die Macht des Imperiums gezeigt. Einige dieser Denkmäler sind bis heute erhalten. Der Ägyptische Obelisk, die Schlangensäule und die Gemauerte Säule sind heute noch zu sehen. Die Spina-Mauer befindet sich heute etwa 5-10 Meter unter der Erde.
Was gibt es zu sehen?
Hauptsehenswürdigkeit des Hippodroms sind neben dem oben angesprochenen Sphendon auf der Nakilbent Sokak, die drei Obeliske. Der Ägyptische Obelisk stammt, wie der Name schon sagt, aus Ägypten. Er wurde im Jahre 1450 v. Chr. Vom Pharao Thutmosis in Ägypten gebaut. Die Römer bauten dieses Denkmal jedoch ab und brachten es später nach Konstantinopel. 390 n. Chr. soll das Denkmal nach etwa einem Monat Bauzeit an seinem jetzigen Standort errichtet worden sein.
Es war wirklich schwierig, dieses riesige Denkmal aus Ägypten nach Istanbul zu bringen. Hierzu wurde ein Spezialschiff gebaut. Außerdem wurde der Obelisk, weil er zu groß und unbeweglich war, um ca. 6 Meter gekürzt.
Der Ägyptische Obelisk ist das älteste Bauwerk der Stadt Istanbul. Sie ist fast 3500 Jahre alt! Die Gesamthöhe des Obelisken beträgt ca. 20 Meter. Auf allen vier Seiten des Denkmals befinden sich Reliefs über Ägypten und den Pharao. Auf dem Marmorsockel, auf dem das Denkmal ruht, sind Reliefs des byzantinischen Kaisers Teodosius I. und des Volkes zu sehen. Dieser Marmorsockel blieb lange Zeit unter der Erde und wurde erst 1856 freigelegt. Da der Obelisk zur Regierungszeit von Kaiser Theodosius I. nach Istanbul gebracht wurde, wird er auch Obelisk des Theodosius genannt.
Unweit des Obelisken des Theodosius befindet sich die Schlangensäule. Auch sie wurde nachträglich nach Istanbul gebracht. Ursprünglich im Delphi-Tempel in Griechenland. Sie wurde dort nach dem Sieg der Griechen gegen die Perser errichtet. In der Säule ist eine dreiköpfige Schlangengestalt verwickelt. Die Säule wurde im Jahr 324 von Konstantin dem Großen nach Istanbul gebracht und an seinem jetzigen Standort aufgestellt. Die drei Schlangenköpfe wurden jedoch in den folgenden Jahren entfernt.
Die dritte Sehenswürdigkeit auf dem Hippodrom ist die Gemauerte Säule. Sie hat eine Höhe von 32 Metern. Die Geschichte dieser Säule ist ein Mysterium. Es ist genau klar, wann und von wem sie errichtet wurde. Bekannt ist, dass sie im 10. Jahrhundert repariert wurde. Zur selben Zeit wurden einige Darstellungen auf dem Marmorsockel am Fuß der Säule angebracht. Auch dieser Marmorsockel befand sich viele Jahre unter der Erde und wurde bei den Arbeiten von 1856 entdeckt.
Anfahrt
In der Tabelle unten sind die Möglichkeiten aufgeführt, wie du zu dem oben beschriebenen Ort kommst. Du kannst dir vor deiner Reise eine ÖPNV-Karte von Istanbul herunterladen. Wenn du vorhast, die öffentlichen Verkehrsmittel in Istanbul oft zu nutzen, empfehle ich, vor Ort eine Istanbulkart zu kaufen. Mit ihr sparst du bei jeder Fahrt im Verkehrsnetz der Stadt. Ich arbeite an einer Zusammenstellung der wichtigsten ÖPNV-Apps für Istanbul. Wenn ich damit fertig bin, werde ich die Links hier zur Verfügung stellen.
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Zum Weiterlesen
- Neslihan Asutay-Effenberger: Die Landmauer von Konstantinopel-İstanbul. Historisch-topographische und baugeschichtliche Untersuchungen, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019645-0, 271 Seiten. Hier kaufen
- Neslihan Asutay-Effenberger: Die Landmauer von Konstantinopel-İstanbul. Historisch-topographische und baugeschichtliche Untersuchungen, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019645-0, 271 Seiten. Hier kaufen
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